Gibt es einen Genpool der Menschheit?

muldashevBemerkenswert an diesem Buch ist zunächst der Autor: Ernst Muldashew ist ein international renommierter Wissenschaftler und russischer Augenarzt, hat 500 wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht, hält 60 Patente und führt jährlich rund 400 Operationen durch. Im Westen ist er durch seine Erfolge in der regenerativen Augenchirurgie bekannt geworden – ein ernstzunehmender Wissenschaftler also, der sich mit einem auch in Russland nicht gerade karrierefreundlichen „esoterischen“ Thema beschäftigt.

Während seiner Forschungen über die Augengeometrie seiner Patienten berechnete Muldashew das idealtypische Auge mit dem Ziel, die Qualität der Transplantationen weiter zu verbessern. Dabei stellte er zu seiner Verblüffung die Übereinstimmung dieses idealtypischen Auges mit den auf vielen tibetischen Tempeln dargestellten Augen fest. Sollte der Ursprung der Menschheit in Tibet liegen?

Mit einem international zusammengestellten Expeditionsteam macht er sich auf den Weg in den Himalaya. Mehrere Reisen führen nach Indien, Nepal und Tibet. Weil er als Augenarzt in Indien hohe Wertschätzung genießt, erhält er Zugang zu geistlichen Würdenträgern und zu geheimen Informationen, die in den alten Weisheitslehren ihre Wurzeln haben. Je weiter er forscht, um so verstörender werden seine Erkenntnisse für ihn als Wissenschaftler. Er bekommt Antworten auf die zentrale Frage: Gibt es einen Genpool der Menschheit, der das Überleben im Falle von Katastrophen sichert? Wer war Buddha? Wer waren die Lemurer und Atlanter? Muldashew zweifelt und hinterfragt in einem Kapitel kritisch „Glaube ich, was ich geschrieben habe?“.

Esoterik, Phantasterei oder revolutionäre wissenschaftliche Erkenntnisse? In weiten Zügen geht Muldashew den Weg des kritischen Wissenschaftlers und kommt am Ende zu kühnen, aber nicht beweisbaren Thesen.
Wie auch immer die individuelle Antwort ausfallen mag: man erfährt sehr viel über die tibetische Mythologie und östliche Weisheitslehren, weil seine östlichen Gesprächspartner zitiert werden, mit einigen von ihnen zeigt er sich auf im Buch enthaltenen Fotos. Mich persönlich hat das Buch jedenfalls sehr beeindruckt und tut es noch. Möglicherweise ist unsere Zivilisation keineswegs auf dem hoch entwickelten Stand wie wir gerne glauben mögen. Das Buch liest sich von den notwendigen, für mich eher langweiligen Einführungen in die Augengeometrie abgesehen, spannender als jeder Krimi.