Wissenschaft ist Trumpf. Wer sich mit den Grundfragen der Welt beschäftigt, dem Woher und Wohin, der Frage nach dem persönlichen Lebenssinn und der Suche nach dem Glück, begegnet sehr grundsätzlichen Weltbildern: dem der Religionen, der Schulwissenschaften und der Esoterik.
Während die Religionen in den westlichen Welten selten als Leitbild für ein gelingendes Leben herangezogen werden, sind es vor allem die Naturwissenschaften, die viele Menschen für sich als vollständiges Erklärungsmodell akzeptieren.
Die Schulwissenschaften akzeptieren nur, was messbar, evidenzbasiert und in seine Einzelteile zerlegbar ist. Außerkörperliche Erfahrungen, Geistheilung, Nahtoderlebnisse und Spiritualität werden in den Bereich der Esoterik verbannt und als Grenzwissenschaften abgewertet. Aber auch die Relativitätstheorie und Quantenmechanik, längst vielfach über physikalische Experimente nachgewiesen, sind noch nicht wirklich in den Köpfen angekommen.
Und der Mensch? Der wird als eine Art Computer betrachtet, dessen Gehirnfunktionen bis ins Kleinste analysiert werden wollen – vorher ist der Schulwissenschaftler (Schuwi) nicht zufrieden. Das Bewusstsein existiert konsequenterweise in seiner Vorstellung auch nur im Gehirn, was sich aber bisher trotz großer Anstrengungen der Gehirnforscher nicht nachweisen ließ.
Für den Esoteriker hingegen steht fest, dass es ein Bewusstsein außerhalb des Gehirns gibt, beweisen muss er das nicht, denn für ihn ist die materielle Welt nur eine Folge der universellen Energien. Darin findet er für alles eine Erklärung und zieht gerne nach Bedarf Modelle aus der Schulwissenschaft hinzu und erklärt nicht erklärbare Phänomene mit der Quantenmechanik.
Dass der Schulwissenschaftler sich mit der Naturheilkunde nicht anfreunden will, ist nachvollziehbar. Dass in der Homöopathie die Wirkung dann am Stärksten ist, wenn im Wasser die Ursubstanz nicht mehr nachweisbar ist? Eine Wirkung, die auf der Übertragung von Information basiert? Für Schuwi ist das bestenfalls ein Placebo-Effekt, was er gerne als Schimpfwort verwendet.
Telepathie z.B. ist für Schuwi schlicht Unsinn, weil sich diese nicht unter Laborbedingungen nachvollziehen lässt. Dass es zweierlei ist, das Leid eines hundert Kilometer weit entfernten, nahestehenden Menschen zu spüren oder im Labor aus einem Kartenstapel die gewünschte zu ziehen, lässt Schuwi nicht gelten. Alles, was nicht messbar und vielfach überprüft und wiederholt werden kann, ist nur Lüge oder Hokuspokus. Dafür gibt es sicher eine plausible Erklärung.
Prof. Dr. Eckhard Kruse gehört zu der Spezies der klassischen Schulwissenschaftler, der Informatik studierte und auf dem Gebiet der Robotik promovierte. Er konnte sich seine Neugier bewahren und forscht am Liebsten an den Grenzen der Schulwissenschaften. Dazu ist er für einen Naturwissenschaftler ungewöhnlich unterhaltsam in seinen Vorträgen. Das findet sich in seinem Buch in der liebevollen Betrachtung und den Karikaturen von „Schuwi“ (Schulwissenschaftler) und „Eso“ wieder. Er betrachtet die Chancen und Grenzen beider Weltbilder, die, miteinander verbunden, ein Gewinn für die Menschheit sein könnten.
Fazit: Ein höchst lesenswertes Buch, weil es beide Weltbilder einer kritischen Prüfung unterzieht und sich in der Bewertung an dem orientiert, was für den Menschen hilfreich und weiterführend ist.