Epigenetik und Anti-Aging

Unsere Erbanlagen stellen die Basis für unsere Entwicklung dar, aber bereits vor der Geburt bestimmen Einflüsse von außen, wie diese Gene umgesetzt werden. Lebensstil und Umwelt, aber auch das Leben unserer Vorfahren, beeinflusst, welche Gene wirksam werden, indem sie an- oder abgeschaltet werden. Die junge Wissenschaft der Epigenetik beschreibt die Möglichkeiten, mit denen wir unser Leben verändern und unsere Gene über unseren Lebensstil beeinflussen können.

Die Art, wie wir leben, wie wir denken und fühlen, ob wir gut und ausreichend schlafen, ob wir uns bewegen und insbesondere das, was wir essen: Alles wirkt epigenetisch und reguliert das An- bzw. Abschalten der Gene.

Tatsächlich sind nur wenige Krankheiten ausschließlich genetisch bedingt, man geht von etwas 5% aus. Dass Krankheiten durch ihre Häufung scheinbar familiär und damit genetisch bedingt sind, ist ein Trugschluss, der sich daraus ergibt, das meist ein ähnliches Leben geführt wird wie das der Eltern. Und das ist häufig nicht artgerecht, d.h. nicht an die genetischen Voraussetzungen angepasst. Zwangsläufig entstehen dann scheinbar vorprogrammierte Krankheiten.

Gene lassen sich nicht verändern, aber man kann Einfluss darauf nehmen, wie diese Gene exprimiert werden. Bei Abweichungen von der Norm, sog. SNPs (single nucleotid polymorphism), verändert sich der biochemische Prozess: Proteine werden dann nicht oder anders gebaut als ursprünglich vorgesehen. Das wiederum hat Konsequenzen auf Enzyme, die die meisten Prozesse steuern.

Der Anti-Aging-Mediziner Prof. Dr, med Bernd Kleine-Gunk erklärt in seinem neuen Bestseller die Grundregularien der Epigenetik, von denen insbesondere die Methylierung bekannt geworden ist. Über Methylgruppen wird die Drosselung der Genaktivität gesteuert bis hin zur völligen Stummschaltung des Gens. Die Stummschaltung kann positive Folgen haben, ist aber auch ein Prozess, der im Laufe der Alterung verstärkt stattfindet. Mit sekundären Pflanzenstoffen lässt sich diese modifizieren. Andererseits müssen Onkogene, also krebsfördernde Gene, unbedingt abgeschaltet bleiben. Zu diesem Zweck gibt es Mikronährstoffe mit Methylgruppen, die dies unterstützen.

Die entscheidende Rolle dabei spielt also der Lebensstil. Führt man ein Leben wie seine Eltern, tut und isst die gleichen Dinge, dann wird man so gesund sein wie diese oder deren Krankheiten bekommen. Ob die in unseren Genen angelegten Krankheiten tatsächlich entstehen, hängt davon ab, ob die zuständigen Gene an- oder abgeschaltet werden. Die Genregulation erfolgt über biochemische Signale und wird stark beeinflusst von der Ernährung und dem Vorhandensein von vorhandenen Mikronährstoffen. Eine Veränderung und Anpassung des Lebensstils an die genetische Situation führt dazu, dass der betroffene Mensch auch mit Genvarianten gut leben kann, selbst wenn es um das umgangssprachlich als „Alzheimer-Gen“ bezeichnete APOE4 geht. Auch solche Gene hatten in der Evolution eine Bedeutung, sie waren sogar von Vorteil in der damaligen Umgebung und Ernährung. Die Probleme entstehen erst durch unsere nicht angepasste Lebensweise und Ernährung.

Prof. Kleine-Gunk beschreibt einen artgerechten Lebensstil sehr anschaulich und gibt Hinweise auf geeignete Mikronährstoffe. Es ist ein Buch, das sich eignet als Einstieg in das Thema Epigenetik.

Seit 2020 gibt es in Deutschland frei zugelassene genetische Tests, mit denen man die Schwachstellen des eigenen Systems feststellen kann. Der Gentest, mit dem ich vor allem arbeite, ist der IntelliGene®. Er gibt Aufschluss über das Entgiftungssystem, den Methylstoffwechsel, das Immunsystem, den Gehirnstoffwechsel und individuell geeignete Mikronährstoffe.