Irren bleibt menschlich

BeckIrrenDie größte Schwäche des Gehirns ist auch seine größte Stärke: es ist kein Schubladensystem, sondern es arbeitet in komplexen Beziehungsmustern. Es ermöglicht somit eine lebenslange Erweiterung und Integration des Wissens und eine Kreativität wie sie ein Elektronenhirn niemals wird leisten können. Es kann Zusammenhänge herstellen, wo in der Vergangenheit keine waren.

Unser Gehirn denkt weder in Buchstaben noch in Ziffern, sondern in Mustern, Bildern und Geschichten. Die Sprache des Gehirns sind Emotionen, in der neurowissenschaftlichen Definition sind das komplexe Handlungsmuster mit einem hohen Anteil an Gefühlen. Rationale, rein faktenbasierte Entscheidungen, wie sie ein Computer an Hand vorgegebener Kriterien entwickelt, gibt es beim menschlichen Gehirn nicht. Erst kommt die Entscheidung aus dem neuronalen Netzwerk, danach begründen wir unsere emotionale Entscheidung mit rationalen Gründen.

Je komplexer Zusammenhänge sind, um so schwerer fällt uns eine faktenorientierte Abwägung, denn die Kapazitäten des Arbeitsgedächtnisses sind begrenzt. Gerade bei wichtigen Entscheidungen macht es daher keinen Sinn diese in dauerndem Hin und Her abzuwägen, eine emotionale Entscheidung ist hingegen sinnvoll, denn: Je wichtiger die Entscheidung für die Lebenszufriedenheit ist, um so mehr sollte man mit der Entscheidung gefühlsmäßig dauerhaft zufrieden sein.

Die Stärke unseres Gehirns liegt also in der Herstellung von Zusammenhängen und Entwicklung von Gefühlen dazu. Wie durch Denkfehler neue Chancen entstehen beschreibt der Neurobiologe Henning Beck leicht verständlich und sehr gut lesbar dank der Vielzahl an Beispielen aus dem Lebensalltag in 14 Kapiteln.