Achtsamkeit und Meditation verändern das Gehirn

KingslandJahrtausendealte Methoden, die unseren unruhigen, wandernden Geist zur Ruhe und uns damit zufriedener machen sollen: Meditation und Achtsamkeit, wie sie der Buddhismus lehrt, sind in unserer reizüberladenen Welt ein Ansatz, zumindest zeitweise die Kontrolle über Gedanken und Gefühle zu bekommen. Neurowissenschaftler forschen seit den 80er Jahren inwiefern uns die Neuroplastizität nutzen kann: die Fähigkeit des Gehirns, sich durch neue Erfahrungen und Lernprozesse strukturell zu verändern, indem es neue synaptische Verbindungen zwischen den Nervenzellen herstellt. So wie wir in der Lage sind, krankheitsfördernde biochemische Prozesse nur durch Gedanken auszulösen, sollte es auch möglich sein, das Erleben von Glück zu fördern. Zahlreiche Forschungen beschäftigen sich damit.

James Kingsland ist ein exzellenter Wissenschaftsjournalist mit einem profunden Wissen über die Gehirnforschung. Ihn fasziniert zudem die Lehre des Buddhismus, der als einzige „Religion“ ohne den Begriff der Sünde auskommt. Kingsland stellt die Verbindung her zwischen Buddhas Lebenslauf bzw. seiner Lehre und den neurowissenschaftlichen Erkenntnissen. Er beschreibt die strukturellen Veränderungen im Gehirn, die mit Meditation einhergehen ebenso wie die darauf basierenden körperlichen Veränderungen.

Unser Gehirn arbeitet mit einem Bewusstseinsnetzwerk und einem Zerstreuungsnetzwerk. Ersteres ist dann aktiv, wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf das fokussieren, was wir gerade tun. Höchste Konzentration erleben wir als flow. Wenn die volle Aufmerksamkeit nicht benötigt wird oder uns eine Aufgabe langweilt, springt das Zerstreuungsnetzwerk an, das Gehirn reagiert dann auf alle möglichen inneren Reize und springt von einem zum Anderen. Zwar kann dies eine wertvolle Grundlage für Kreativität sein, häufig aber sind die dabei entstehenden Gedanken belastend und Stress erzeugend.

Neuere Forschungen legen zudem die Vermutung nahe, dass ein permanent überaktives Zerstreuungsnetzwerk die Ausbildung von Alzheimer ebenso begünstigt wie nachgewiesenermaßen die Entwicklung einer Depression. Depression ist nicht als das Problem einer Minderheit zu sehen, sondern kann, in Abhängigkeit von der Aktivierung belastender Gedanken und Gefühle durch schwierige Lebenssituationen, bei jedem Menschen entstehen.

Achtsamkeit und Meditation setzen hier an und fördern die Selbstkontrolle, das Erkennen des schweifenden Geistes und die Rückholung in den gegenwärtigen Moment. James Kingsland erläutert die Philosophie des Buddhismus und verbindet sie mit den spannenden Möglichkeiten, die unser Gehirn bietet, nicht nur im Überlebensmodus zu agieren, sondern eine echte Entwicklung für eine höhere Lebensqualität zu erleben.