Jede Erfahrung, jeder Gedanke, jeder Schmerz entsteht durch die Aktivität von Neuronen, die hemmende oder auslösende Signale erhalten. Neuronen, die häufig zusammen in Aktion treten, verdrahten sich stark, so dass das künftige gemeinsame „Feuern“ erleichtert wird. So entstehen aus Trampelpfaden breite Wege bis hin zu Strassen. Das \”faule\” Gehirn spart mit häufig genutzten Verbindungen Energie. Chronische Schmerzen bzw. sich immer wiederholende Erfahrungen entsprechen besonders breiten Wegen. Unser Gehirn ist aber jederzeit auch in der Lage neue Verbindungen, neue Wege, herzustellen (Neuroplastizität).
Der Psychiater und Psychoanalytiker Norman Doidge beschreibt wie die Neuroplastizität zur Genregulation genutzt werden kann, um zu heilen. Er legt damit eines der z.Zt. faszinierendsten Werke vor, das man gelesen haben muss. Grundannahme ist, dass, wenn sich die Struktur ungesunder bestehender synaptischer Verbindungen verändern läßt, sich in der Folge auch Krankheiten heilen lassen.
Schmerzpatienten z.B. lernen, dass sie die Schmerz auslösende Gehirnregion gezielt mit Aufgaben und Visualisierungen beschäftigen können, um statt die Schmerz auslösende Verbindung zu aktivieren eine neue Verbindung herzustellen.
Doidge beschreibt neue Erkenntnisse über die Heilung an der Wurzel der Entstehung- im Gehirn. Alte Kenntnisse wie Heilen mit Licht, mit Schall (Tomatis-Methode), mit Bewegung (Feldenkrais) erläutert er auf Basis der neuen wissenschaftlichen Techniken.
Eine entscheidende Funktion hat dabei das parasympathische System, das beruhigend und entspannend wirkt und Wachstum und Heilung unterstützt. Es ist der Gegenspieler des Sympathikus, des Kampf-oder-Flucht-Systems, das bei jedweder Form von körperlichem, seelisch-emotionalem Stress aktiv wird. Viele der Techniken zielen daher darauf ab, das „verlärmte“ Gehirn zu beruhigen, damit der Parasympathikus seiner Aufgabe von Heilung nachkommen kann.