Darm gesund = Mensch gesund

Auf diese einfache Formel bringt es ein Ernährungskonzept, das ein langes Leben bei gleichzeitiger Gesundheit zur Folge haben soll.
Nach seinem erfolgreichen Buch “Böses Gemüse” habe ich mit Spannung auf die neuesten Erkenntnisse von Dr. Steven R. Gundry gewartet. Nach seiner Karriere als Chefarzt und Kardiologe konzentriert sich Dr. Gundry seit fast seit 20 Jahren auf die Erforschung der Langlebigkeitsfaktoren und erzielte damit beachtliche Behandlungserfolge.

Gundry beschreibt die evolutionäre Entwicklung des Menschen, die ganz wesentlich von anaeroben Mikroorganismen bestimmt ist. Als sich die Erdatmosphäre immer stärker mit Sauerstoff anreicherte, fanden diese Lebewesen in den Säugetieren eine sichere Umgebung für ihre Zukunft, die andernfalls durch den entstehenden Sauerstoffreichtum nicht mehr möglich gewesen wäre. Ihre Gene steuern uns auch heute noch und sind den unseren zahlenmäßig um ein Vielfaches überlegen. Aber nicht nur das sog. Mikrobiom wird von ihnen gesteuert, sondern auch die Mitochondrien, unsere für die Bereitstellung von Zellenergie verantwortlichen Zellkraftwerke. Lt. Dr. Gundry sind diese ursprünglich ebenfalls anaerobe Mikroben, die auch in Säugetieren einen neuen Lebensraum fanden.

Die uralten Gene dieser Mikroben sind ebenso wie unsere eigenen nicht auf die moderne Ernährung eingestellt, auch nicht an die erst knapp 10000 Jahre alte getreidehaltige Nahrung. Angesichts einer Millionen Jahre andauernden Evolutionsgeschichte sind diese 10000 Jahre gerade mal ein Augenblick, viel zu kurz, um den Körpers an diese Veränderungen anzupassen. Dies beschreibt übrigens auch der Historiker Yuval Noah Harari in seinem Bestseller Eine kurze Geschichte der Menschheit und hält die Sesshaftwerdung und die Umstellung auf Getreide für den entscheidenden und fatalen Wendepunkt in der Entwicklungsgeschichte des Menschen.

Der Mediziner Gundry bestätigt, dass unser Stoffwechsel nach wie vor auf diesen alten genetischen Voraussetzungen basiert, unserer eigenen uralten Gene und denen der in uns lebenden Mikroorganismen. Auf deren Anforderungen an die Ernährung basiert unsere langfristige Gesundheit. Als Konsequenz sieht er eine vollständig vollkorn- und getreidefreie Ernährung, dazu gehört auch die Vermeidung sämtlicher Pseudogetreide, einem möglichst hohen Gemüseanteil (ausgenommen bestimmte “böse” Gemüse) und wenig saisonalem Obst.

Die Hülsenfrüchte, die Vegetarier und Veganer auf Grund ihres hohen Proteingehaltes besonders schätzen, hält er auf Grund der darin enthaltenen Lektine für extrem gesundheitsgefährdend. Lektine entstehen durch Abwehrstoffe, die Pflanzen entwickeln, um sich vor Fraßfeinden zu schützen und so ihr Überleben zu sichern. Dies beschrieb Dr. Gundry ausführlich in seinem Erfolgstitel Böses Gemüse, das sehr lesenswert ist und mir viele neue Erkenntnisse brachte.

Dr. Gundrys neuestes Buch Das Paradox des langen Lebens geht noch einen Schritt weiter. Er skizziert aus seiner Praxiserfahrung mit zahlreichen über 100-jährigen gesunden und fitten (!) Menschen wie ein Lebensstil aussehen muss, der zu einer nachhaltigen Gesundheit führt. Neben der lektinfreien Ernährung finden angemessene Bewegung und Meditation ihre Erwähnung.

Mein Fazit: Was Dr. Gundry in “Böses Gemüse” ausführlich beschrieben hat, wird hier zu einem ganzheitlichen Gesundheitskonzept weiterentwickelt, versehen mit aufschlussreichem Hintergrundwissen. Beide Titel ergänzen sich und sind für gesundheitsbewusste Menschen auf dem letzten aktuellen Kenntnisstand und mit seiner bildreichen Sprache gut zu lesen und aufzunehmen.