Wie unser Lebensstil das Epigenom beeinflusst

Das Genom besteht aus einer Aneinanderreihung von 4 Basenpaaren und definiert die genetischen Grundbedingungen, den Bauplan des individuellen menschlichen Lebens. Anders als das unveränderbare Genom ist das Epigenom veränderlich und reguliert, ob und wie Gene aktiviert oder stillgelegt werden. Es hängt daher vor allem von den Umweltbedingungen und dem Lebensstil ab, ob genetisch angelegte Prozesse real werden. Die Zwillingsforschung lieferte hier wertvolle Erkenntnisse mit dem Einen, der bis ins hohe Alter gesund und fit bleibt, und dem Anderen, der Fettleibigkeit und chronische Erkrankungen entwickelt. Die Kenntnis epigenetischer Prozesse ermöglicht es nicht nur Krankheiten besser zu verstehen, sondern frühzeitig Ansätze zu entwickeln, um diese gar nicht erst entstehen zu lassen.

Darüber hinaus ist es nicht nur unsere eigene Umwelt, die Einfluss auf die Regulation der Gene nimmt, sondern auch die Ihrer Großmutter vor der Geburt Ihrer Mutter (wenn Sie eine Frau sind). Lebensbedingungen unserer Vorfahren können die Aktivität der Gene beeinflussen und auf die Nachfahren übertragen. Mangel, ebenso wie Überfluss in der Ernährung haben Einfluss auf die Nachkommen. Kinder, deren Mutter unter Mangelernährung litt, tragen in späteren Jahren ein erhöhtes Risiko, von Fettleibigkeit und den damit verbundenen Erkrankungen betroffen zu sein. Der Grund ist, dass Kalorienreduktion ein Bestandteil deren Epigenoms ist. Diese Menschen sind also geradezu darauf programmiert, dauerhaft in Zeiten des Mangels zu leben. Überreiche Ernährung hingegen führt zur Erkrankung.

Als einer der Prozesse, vielleicht der wichtigste, wurde die Methylierung bekannt, die im Wesentlichen einen hemmenden Prozess darstellt, der Gene deaktiviert. Um eine Genaktivität in Gang zu bringen, muss die DNA lesbar sein, d.h. für den Transkriptionsprozess zugänglich sein. Die Methylierung macht ein Gen i.d.R. unlesbar und damit stumm, es gibt aber Ausnahmen.

Selbst erlebte Traumata und die der Vorfahren ebenso wie fehlende mütterliche Fürsorge verändern epigenetische Mechanismen und sind vererbbar. Dies kann dazu führen, dass sich die Stress-Sensibilität erhöht. Ein bestimmtes Gen, das für die Stressregulierung im Gehirn zuständig ist, ist dann durch zu starke Methylierung wenig aktiv oder inaktiv. Je nach Gentyp hat die Methylierung also unterschiedliche Konsequenzen, ein Tumorsuppressor-Gen sollte natürlich möglichst nicht stillgelegt sein. Traumata können aber umgekehrt auch positive Folgen haben. Wer in der Kindheit schweren Erlebnissen ausgesetzt war und dem es dann gelang sie zu überwinden, kann eine besonders hohe Resilienz entwickeln, wenn sich solche Erfahrungen später wiederholen.

Die Faktoren, die die Gene regulieren, sind für viele Gene mittlerweile bekannt. Besonders interessant sind die Gene, die sich durch den Lebensstil beeinflussen lassen. Bei der Methylierung bestehen diese sämtlich aus Ernährungsbestandteilen, den Methlgruppendonatoren wie Methionin, Methylfolat und andere Vitamine und Nährstoffe.

Während also das Genom mit Ausnahme von Mutationen unveränderlich und starr bleibt, ist das Epigenom lebenslang in einem permanenten Veränderungsprozess, abhängig von den auf das Individuum einwirkenden Umweltfaktoren. „Heute weiß man, dass zahlreiche Umweltfaktoren, die für schwere Erkrankungen wie Krebs verantwortlich sind, keine Mutationen verursachen und die DNA-Sequenz nicht beschädigen. Diese Faktoren wirken, indem sie das Epigenom deregulieren und die epigenetischen Marker verändern, die die Genaktivität steuern.“

Fazit: Dieses Buch vermittelt leicht verständlich die Grundlagen und vor allem die Chancen, die die Epigenetik bietet. Seit 2 Jahren sind diese Gentests auch in Deutschland frei erhältlich. Sie unterliegen nicht den medizinischen Richtlinien und sind frei zugänglich, weil sie als Bestandteil des Lifestyles gesehen werden. Ich selbst bin sehr froh, diese Chance sofort genutzt zu haben und, was vorher ärztliche Diagnose war, stellte sich schlicht als Mangel an Nährstoffen heraus, auch solcher, die auf die Genregulation wirken.