Dass das Altern mit körperlichen Beeinträchtigungen verbunden ist, ist keineswegs ein Automatismus. Es fallen immer wieder Menschen auf, die nicht nur sehr alt werden, sondern dabei auch noch gesund und vital bleiben. Sind es die Gene? Laut aktuellem Stand der Forschung machen die Gene zwischen 10% und 25% dabei aus. Wichtiger als die genetische Prädisposition ist der Lebensstil.
Altern wird nicht als Krankheit betrachtet, weil die damit verbundenen Prozesse Jeden betreffen. Krankheiten gelten nur als solche, wenn sie weniger als 50% der Bevölkerung betreffen. Die mit dem Alterungsprozess in Verbindung gebrachten Krankheiten werden dann symptomatisch behandelt. Prof. Dr. David A. Sinclair beschrieb vor etlichen Jahren in seinem Bestseller „Das Ende des Alterns“ den damaligen Stand der Forschung und seine Hoffnung, die mit dem Altern verbundenen Prozesse eines Tages heilen zu können.
Welche Prozesse sind es, die zu den mit dem Altern verbundenen Beeinträchtigungen führen? Der Journalist Thomas Schulz beschreibt die erstmals 2013 in einer Übersichtsarbeit zusammengefassten Hallmarks of Aging. Waren es zunächst 9 Hauptkennzeichen mit zellulären und molekularen Prozessen, die den Alterungsprozess beschreiben, so wurden diese seitdem auf 12 Kennzeichen in zahlreichen ausführlich dokumentierten Arbeiten erweitert.
Dazu gehört die Instabilität des Genoms durch Schäden bei der DNA-Replikation oder durch Chemikalien. Die Schutzkappen der Telomere, der Endkappen der Chromosomen, verschleißen, werden immer kürzer und führen dazu, dass sich die betroffene Zelle nicht mehr teilen kann. Etliche dieser Zellen existieren als seneszente Zellen weiter und führen zu Entzündungsprozessen, die das Immunsystem belasten. Epigenetische Veränderungen, die Art wie Gene reguliert werden, nehmen zu und führen dazu, dass Gene abgeschaltet werden und daraus krankhafte Veränderungen entstehen. Die Proteostase erfährt zunehmend Störungen, d.h. es entstehen defekte Proteine, die recycelt werden könnten sofern die Autophagie (Prozess des Recyclings) aktiviert werden kann. Die Nährstoffaufnahme verschlechtert sich, gleichzeitig sind viele Menschen überversorgt mit hochkalorischer Nahrung und unterversorgt mit Nährstoffen, die die Zellen benötigen. Die in allen Organen und auch im Gehirn lebensnotwendigen Mitochondrien sterben ab und führen zu einem dramatischen Energieverlust, der die Prozesse beeinträchtigt.
Für viele dieser Prozesse sind bereits Lösungsansätze erforscht. Dabei braucht es keine teure Medizin, die meisten Interventionen sind Veränderungen des Lebensstils, insbesondere im Bereich von Ernährung und Kalorienrestriktion, Bewegung, sinnstiftende Beschäftigung und Forderung des Gehirns auch nach Renteneintritt.
Fazit: Schulz beschreibt auch für Einsteiger gut lesbar die Hallmarks of Aging und die teils sehr einfachen Maßnahmen, mit denen jeder den Alterungsprozess bereits in jüngeren Jahren beeinflussen kann.