Altern ist eine Krankheit

Zahlreiche Krankheiten nehmen mit dem Alter zu und werden daher als altersbedingt betrachtet. Krankheiten sind per Definition nur als solche zu betrachten, wenn weniger als 50% der Bevölkerung davon betroffen sind. Weil Altern jeden betrifft, gilt der Vorgang nicht als Krankheit. Behandelt werden daher bisher nur die mit dem Altern verbundenen Symptome bzw. Krankheiten.

Prof. Dr. David A. Sinclair geht in seinen aufsehenerregenden Forschungen hingegen davon aus, dass Altern eine Krankheit ist, die zwar bisher jeden betrifft, sich aber künftig wird heilen lassen. Er arbeitet als Professor am Institut für Genetik an der Harvard Medical School und erforscht die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten von Alterungsprozessen und geht davon aus, dass Altern bisher zwar jeden betrifft, sich in naher Zukunft aber wird heilen lassen.

Das Altern ist durch verschiedene Prozesse gekennzeichnet. Einer davon findet bei der Zellteilung statt, bei der die neuen Zellen mit zunehmendem Altern und zunehmender Teilungshäufigkeit nicht mehr dem Original entsprechen.
Nach Sinclairs Erkenntnissen bleibt jedoch das Genom selbst intakt, während man bisher glaubte , dass Altern seine Ursache in Genmutationen hat.

Er beschreibt die evolutionären Gründe, die zum Alterungsprozess führen, den Überlebensschaltkreis, der unter Ausschaltung anderer Vorgänge Reparaturen auf Grund von DNA-Schädigungen ermöglicht. Dieser Überlebensschaltkreis ist kurzfristig sehr nützlich, birgt aber Risiken in sich durch die Veränderung des Epigenoms, weil im Laufe des Lebens immer häufiger falsche Gene eingeschaltet werden. Es wird durch Umweltbedingungen und solchen des Lebensstils zunehmend instabil. Es kommt zu falsch gefalteten Eiweißen, zu fehlerhafter Kommunikation und Fehlfunktionen in den Mitochondrien. Mit zunehmendem Alter häufen sich zudem seneszente Zellen als Müll ebenso wie sich innerhalb bestimmter Signalkaskaden die Regulation der Gene verändert. Altern ist letztlich also ein Informationsverlust im Epigenom, der aus ständigen DNA-Reparaturen entsteht und zur Zellalterung führt.
Bekannt geworden sind in diesem Prozess vor allem die Sirtuine, Enzyme der Gene SIRT 1-7.  Sie scheinen Regulatoren für die Zellalterung zu sein und sind Ansatzpunkte in der Altersforschung.

In einer erst 2018 veröffentlichten Studie gelang der Nachweis, dass aus mit einem bestimmten Wirkstoff behandelten alten und gebrechlichen Mäusen lang lebende und hochleistungsfähige Marathonmäuse entstanden. Mit Hilfe der Aktivierung der Sirtuingene und deren Signalkaskaden war es nicht nur gelungen, den Alterungsprozess aufzuhalten, sondern ihn umzukehren.

Prof. Dr. Sinclair beschreibt, wie jeder einzelne Mensch bereits heute von diesen Erkenntnissen profitieren kann. Er wirft aber auch die Frage auf, ob ein höheres Alter wünschenswert ist, und was es für die Gesellschaft bedeuten kann, wenn die meisten Menschen 120 Jahre und länger leben. Werden dadurch größere Weisheit und Nachhaltigkeit entstehen oder werden diejenigen, die an den Schaltstellen der Macht sitzen, das zu ihrem Vorteil ausnutzen?

Prof. Dr. Sinclair vermittelt eine völlig neue Vorstellung vom Altern als einer Krankheit, die in wenigen Jahren heilbar sein wird. In Labormodellen konnten Forscher mittlerweile auch die Wirksamkeit von Stoffen erforschen, die auf ein Aufhalten des Alterungsprozesses hinauslaufen. Solche Substanzen sind, weithin unbekannt, längst für alle verfügbar. Neben einem frei verkäuflichen Wirkstoff, der auf einem B-Vitamin basiert, sind es vor allem Bewegung, die Einwirkung von Kälte, eine kalorienreduzierte Ernährung und zeitweises Fasten, die die Sirtuine aktivieren.
Ein faszinierendes Buch, im 1.Teil nicht ganz leicht zu lesen, aber die Mühe lohnt sich.

Auch Ulrich Warnke nennt in seinem brilliant geschriebenen Bestseller Bionische Regeneration die Sirtuine und weitere Mastersubstanzen als Faktoren für ein langes Leben. Sein Untertitel ist treffend: Das Altern aufhalten mit den Strategien der Natur.
Unbedingt lesen!