Energiemangel durch Erschöpfungssyndrom

Chronic Fatigue (CFS) wird von der Medizin kaum als Erkrankung mit körperlicher Ursache ernst genommen, sondern meist mit psychischen Problemen in Verbindung gebracht. CFS ist mit einer Vielzahl unspezifischer Beschwerden verbunden, Hauptsymptom ist eine bleierne Müdigkeit. Neuerdings sind zusätzlich ca. 1,2 Mio Patienten mit weitgehend deckungsgleichen Symptomen betroffen, was unter dem Begriff Long Covid subsummiert wird.

Dr. Bernhard Dickreiter ist Facharzt für innere Medizin, für rehabilitative Medizin und Naturheilkunde und war viele Jahre Leiter einer Rehaklinik. Er erkannte als wesentliche Ursache von CFS ein Energiedefizit auf Zellebene, eine Erkenntnis, die direkt zu den Mitochondrien als den Energiekraftwerken der Zellen führt. Darauf spezialisierte Mediziner wie Bodo Kuklinski behandeln schon lange Patienten mit Multisystemerkrankungen erfolgreich auf der mitochondrialen Ebene, im Wesentlichen mit Mikronährstoffen.

Dr. Dickreiter beschreibt die biologischen Hintergründe von CFS, die im Energiestoffwechsel der Zellen und deren mangelnder Produktion von ATP (Energiewährung der Mitochondrien) begründet ist und zum Hauptsymptom der Müdigkeit führt.

CFS tritt nach seinen Erkenntnissen meist nach einer Virusinfektion mit einem erhöhten Entzündungsgeschehen auf und sollte somit besser als postvirales Erschöpfungssyndrom bezeichnet werden. Da auch bei CFS zugrunde liegende Entzündungsprozesse angenommen werden, wird von vielen Medizinern eine Verbindung von CFS zu Myalgischer Enzephalomyelitis (ME) gesehen und neu mit ME/ CFS benannt. Für Patienten mit CFS ist dies die Chance, dass ihre Erkrankung nicht mehr in die Psychoecke abgeschoben wird.

Da die Ursache von ME/ CFS auf Zellebene gesehen wird, werden in der Therapie Erkenntnisse über die grundlegenden Regulationssysteme des Menschen ebenso berücksichtigt wie die der Zellbiologie mit ihren Umgebungskomponenten sowie allen Faktoren, die lebenden Systemen zu einem guten Leben verhelfen.
Prozesse, die die ATP-Produktion beeinträchtigen, müssen daher geklärt und behandelt werden. Dazu gehören die Sauerstoffversorgung der Zellen, die Mikrozirkulation und alle Störungen in der extrazellulären Matrix mit der Ernährungsflüssigkeit der Zelle.

Dr.Dickreiter stellt die aktuell vorgeschlagene Diagnostik im Detail vor und beschreibt eine ganzheitliche systemische Therapie, in der Mikronährstoffe eine bedeutende Rolle haben. Chronischer Stress, sowohl exogen wie auch im Zellstoffwechsel, hat Auswirkungen auf Regenerationsfähigkeit und Energieproduktion.

Sein Therapiekonzept fasst er zusammen als zellbiologische Regenerationstherapie. Dazu gehören u.a. vorsichtige körperliche Belastungen ausschließlich im noch angenehmen aeroben Bereich, eine anti-entzündliche Ernährung mit Verzicht auf einfache Kohlenhydrate, Zucker, Lektine und Milchprodukten.
Ein weiterer Ansatz sind Entgiftungsmaßnahmen, da viele ME/CFS-Patienten eine massive Toxin- und Schwermetallbelastung aufweisen. Zu den Interventionen gehören u.a. die Verbesserung der Sauerstoffversorgung, Darmsanierung und eine gute Versorgung mit Mikronährstoffen. Diese sind essenziell. Fehlt eines davon, ist der enzymatische Stoffwechsel gestört und wird zum Engpass.

Fazit: Dr. Bernhard Dickreiter beschreibt kenntnisreich die Mechanismen, die entscheidend sind für Zellstoffwechsel und Energieproduktion. Letztlich ist sein Buch eine Beschreibung dessen, was die Mitochondrienmedizin mit Burn-out beschreibt und lange schon erfolgreich anwendet. Für Einsteiger ins Thema und Betroffene von ME/CFS ist Dr. Dickreiters Buch sehr empfehlenswert.