Psychische Erkrankungen, insbesondere Depressionen, nehmen in den westlichen Gesellschaften epidemieartige Ausmaße an. In der Behandlung werden Medikamente eingesetzt, die gleichzeitig teils massive Nebenwirkungen haben- mit hohem finanziellem Aufwand für die Gesellschaft und eher mäßigem Erfolg.
2016 behandelte der Psychiater und Neurowissenschaftler Christopher M.Palmer einen Patienten mit Schizophrenie und bipolarer Störung. Da der Patient auch erhebliches Übergewicht hatte, hielt Palmer einen Versuch mit ketogener Ernährung für sinnvoll. Zu seiner Überraschung nahm der Patient nicht nur ab, sondern seine psychischen Erkrankungen lösten sich weitgehend auf und er konnte ein selbständiges und erfolgreiches Leben führen.
Eine psychische Erkrankung, die sich über eine Verbesserung des Stoffwechsels auflösen ließ? Er begann nach den Mechanismen und Ursachen dahinter zu forschen und stieß dabei auf die zentrale Rolle der Mitochondrien. Die erste Zelle mit einem Zellkern entstand als ein einzelliger Organismus ein Bakterium, das heutige Mitochondrium, umfloss. Das Bakterium starb dabei nicht, sondern entwickelte sich als erster und damit besonders wichtiger Zellbestandteil weiter und nahm damit vermutlich auch Einfluss auf alle weiteren Zellorganellen inklusive Zellkern.
Ohne Mitochondrien kann keine Zelle funktionieren, sie sind die unverzichtbaren Energiekraftwerke und weit mehr als das. Sie unterstützen die Steuerung des Stoffwechsels und die Bildung von Neurotransmittern (Botenstoffe des Gehirns). Sie haben eine wesentliche Rolle in der Steuerung des Immunsystems und der Stressreaktionen. Sie sind Ausgangspunkt in der Bildung und Freisetzung von Hormonen wie Cortisol und Östrogen und haben eigene Rezeptoren dafür.
Mitochondrien passen sich mittels Fusion (Verschmelzung zweier Mitos) und Fission (Teilung) höchst flexibel dem jeweiligen Bedarf an. Mitochondrien können sich im Prozess der mitochondrialen Biogenese vermehren . Mitochondrien sind am Prozess der Autophagie (Reparatur funktionsgestörter Zellen) beteiligt und können durch Mitophagie selbst durch gesunde Mitos ersetzt werden. Sie spielen die wichtigste Rolle in der Genexpression. Auch der Prozess der Apoptose (gesteuerter Zelltod) ist lebenswichtig, das Signal kommt von den Mitochondrien. Entsprechend hängen Gesundheit und Lebenserwartung von den Mitochondrien ab. Da Mitochondrienzahl und -qualität im Alterungsprozess abnehmen, gehören die Mitos zu den Hallmarks of Aging.
Es gibt einige Mitursachen, die Mitochondrien und Stoffwechsel belasten. Dazu gehören insbesondere stille Entzündungsprozesse, Schlafmangel, Fehl- und Mangelernährung, Hormonungleichgewichte, Belastungen durch Drogen und Chemikalien und genetische bzw. epigenetische Faktoren.
Fazit: Dieses Buch ist eine Fundgrube für alle, die sich über die alternative Behandlung von psychischen Störungen interessieren und für alle, die von den Mitochondrien fasziniert sind. Auf den knapp 400 Seiten gibt es außerdem viele interessante Quellenhinweise.