Meditation: Der Weg ist das Ziel

In den Augenblick eintauchen und alles Denken ruhen zu lassen, das ist das Ziel jeder Meditation. Eigentlich ganz einfach, wären da nicht die vielen plötzlich auftauchenden Gedanken. Während man sich in einem Moment noch auf die Atmung konzentriert, wandern im nächsten Moment die Gedanken zu all den zu erledigenden Dingen. Man wird dessen gewahr und lenkt den Fokus wieder auf den Atem bis sich bald wieder der unruhige Geist bemerkbar macht. Das ist der natürliche Zyklus in der Meditation und genau deshalb bedarf es einer kontinuierlichen, möglichst täglichen Meditationspraxis, die uns im besten Fall für kurze Zeit zum Einssein mit dem Universum bringt, manchmal aber auch nur bis zur nächsten Einkaufsliste.

Dawson Church PhD beschäftigt sich als Forscher seit vielen Jahren mit Methoden der integrativen Medizin und Epigenetik. In Deutschland ist er zwar weniger bekannt als Deepak Chopra und Joe Dispenza, allerdings nicht weniger versiert in den neurowissenschaftlichen Erkenntnissen über Meditation. Seine Forschungen werden in anerkannten wissenschaftlichen Fachzeitschriften veröffentlicht.

In seinem neuen Buch „Bliss brain“ erklärt er aus seiner eigenen Erfahrung, weshalb Meditation so schwerfällt. Es gibt eine Struktur in unserem Gehirn, die sich Default Mode Netzwerk nennt, das sog. Ruhezustandsnetzwerk. Der Begriff führt in die Irre, denn in der Zeit, in der das Gehirn seinen Fokus nicht auf eine bestimmte Aktivität lenkt, wird dieses Netzwerk aktiv. Und es ist von nichts weniger gekennzeichnet als von Ruhe.  Das DMN beschäftigt sich gerne mit der Meinung Anderer über uns, am Liebsten mit allem, was uns in Vergangenheit, Gegenwart oder einer unsicheren Zukunft ängstigt oder gefährden könnte. Das kognitive Denken des Präfrontalen Cortex (= Chef des Gehirns) wird dadurch beeinträchtigt, aber eben auch die Ruhephasen, in denen wir uns der Meditation hingeben wollen.

Diese Selbstbezogenheit kreist immer um das Ego. Bei erfahrenen Meditierenden werden während der Meditation diese Ego-bezogenen Teile von Gehirnnetzwerken stillgelegt und die Amygdala als emotionales Alarmzentrum wird beruhigt. Gehirnbereiche, die für die emotionale Selbstkontrolle zuständig sind, werden hingegen stärker aktiviert. In der Folge werden Empathie, Mitgefühl, Verbundenheit und Entspannung gefördert.

Dawson Church erläutert sehr anschaulich wie Meditation im Gehirn funktioniert und was ihre positive Wirkung ausmacht. Die beteiligten Gehirnareale werden für Laien verständlich erklärt. Dabei verweist er auf Studien unter Angabe der Quellen. Das Besondere seiner Meditation kommt dabei nicht zu kurz, denn er verbindet verschiedene Techniken der Energiemedizin miteinander. Dazu gehören die auch von der Schulmedizin als sog. Goldstandard akzeptierte Herzraten-Variabilität, das Klopfen (EFT) auf den Akupressurpunkten und andere energetische Techniken. Seine geführten Meditationen sind knapp 20 Minuten lang und sehr wirkungsvoll, vielleicht auch weil beim Zuhören und Klopfen das DMN beschäftigt ist.

Mein Fazit: das Buch ist herausragend, nicht zuletzt, weil hier ein langjähriger Meditationsforscher seine eigenen Erfahrungen und Schwierigkeiten damit preisgibt. Dass er über die langjährige Meditationspraxis gelernt hat mit Unsicherheiten und Stress im Leben umzugehen, zeigt sein Umgang mit der Feuerkatastrophe in Kalifornien, bei der er und seine Frau 2017 außer ihrem Leben alles verloren haben. Darüber hinaus sind seine Erläuterungen über die Wirkungsweise von Meditation im Gehirn sehr präzise und nachvollziehbar erklärt. Sehr empfehlenswert!