Genvarianten: Gesundheitspotenziale nutzen

Welcher Faktor macht den Unterschied aus, dass ein Mensch krank wird und sein Zwilling nicht? Vor fast 15 Jahren wurden die beiden Agouti-Mäuse von Wissenschaftlern vorgestellt: beide hatten das gleiche genetische Potenzial für Übergewicht und schwere Erkrankungen. Während bei einer der beiden die potenziell angelegten Krankheiten zum Ausbruch kamen, blieb die Andere rank und schlank und vor allem gesund. Was den Unterschied ausmachte, war die Ernährung, die Einfluss hatte auf Methylierungsprozesse im Körper, einen Schlüsselfaktor, der im Säugetier an vielen Stellen eine entscheidende Bedeutung hat.

Erkannt wurde seitdem, dass nicht nur die Gene, sondern der Lebensstil insgesamt, im Fall der Mäuse Ernährung und Bewegung, aber beim Menschen auch Denken und Fühlen, die Genexpression beeinflussen, also Krankheiten „an- oder abschalten“.

Neben dem Genmaterial gibt es Genvarianten, die sog. erblichen Polymorphismen und SNIPs, die single nucleotide polymorphism. Bei Letzteren ist ein Basenpaar vertauscht, ein Umstand, der lange als bedeutungslos galt. Für das Leben relevante SNIPs betreffen den Prozess der Methylierung, der lebensstil-abhängig darüber entscheiden kann, dass ein Zwilling schlank und fit bleibt und der andere Zwilling frühzeitig altert und fettleibig wird.

Egal ob psychische Probleme, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, hormonelle oder Störungen im Stoffwechsel– all diese Abweichungen von der normalen Gesundheit können von SNIPs beeinflusst sein. Derzeit sind rund 10 Mio. SNIPs bekannt, von denen jeder Mensch zwar unterschiedliche, aber immer eine beträchtliche Zahl hat. Eine kleinere Zahl von SNIPs hat eine besondere Relevanz für Gesundheit oder Krankheit und ist durch den Lebensstil positiv oder negativ beeinflussbar. Wir sind unseren genetischen Anlagen also nicht hilflos ausgeliefert.

Für die relevantesten SNIPs hat der Dr. Ben Lynch, Arzt für Naturheilkunde, ein Programm mit einem Fragenkatalog entwickelt, über die jeder Leser seine SNIPs erkennen kann, die sich zum Teil noch gegenseitig verstärken.

Ein wichtiger SNIP ist z.B. die COMT (Catechol-O-Methyltransferase), die beeinflusst, ob Stresshormone schnell oder langsam abgebaut werden. Bei einem langsamen Abbau bleiben folglich Dopamin, Noradrenalin und Adrenalin länger als „normal“ wirksam. Zu sehen ist das häufig bei erfolgreichen Menschen, die immer hoch motiviert sind und eine schier endlose Energie und Disziplin haben. Das ist die erfolgsverwöhnte Sonnenseite. Die Schattenseite, der Preis dafür, kann hoch sein: Schwierigkeiten mit Entspannung, Schlafstörungen, work-aholic-Verhaltensweisen.

Dr. Ben Lynch hat für jede Variante der ausgewählten SNIPs ein mehrstufiges Programm entwickelt, mit konkreten Empfehlungen für Lebensstilfaktoren wie Bewegung, Ernährung, Mikronährstoffe.
Zum Thema Epigenetik das wichtigste Buch auf dem Markt!