Gehirngesundheit beginnt im Darm

Wer sich mit dem Thema Ernährung beschäftigt, denkt dabei selten an sein Gehirn, eher an einen gesunden und schlanken Körper. Wie wichtig das Thema gehirngesunde Ernährung ist, scheint bisher wenig bekannt. Es gibt Erkenntnisse darüber, dass sich Krankheitssymptome zuerst im Gehirn entwickeln, die sich erst später auf der körperlichen Ebene zeigen. Das Gehirn hat zudem zahlreiche Möglichkeiten, Ausfälle so zu kompensieren, dass sie nicht sofort spürbar werden.

Sowohl im Gehirn als auch im Körper wirken Mikronährstoffe als sog. epigenetische Transkriptionsfaktoren, sie schalten bei guter Versorgung gesundheitsfördernde Gene an und krankheitsfördernde ab. Hier wirken alle Lebensstilfaktoren zusammen, die Ernährung spielt aber die wichtigste Rolle.

Die Neurowissenschaftlerin Manuela Macedonia geht nach ihrem Bestseller Beweg dich! Und dein Gehirn sagt danke jetzt sehr konkret auf die Nährstoffe ein, die ein menschliches Gehirn für Gesundheit und Leistungsfähigkeit benötigt. Sie beschreibt die Voraussetzungen für die Entwicklung des embryonalen Gehirns und welchen Einfluss bestimmte Stoffe darauf haben. Auch die Prädisposition für Stoffwechselstörungen entwickelt sich bereits im Mutterleib, u.a. durch Vorlieben der Mutter, durch eine hochkalorische, „westliche“ Ernährung der Eltern (auch des Vaters!)  ebenso wie durch mangelnde Bewegung der Eltern.

Leicht verständlich erläutert Macedonia auch die Entwicklung des Immunsystems und die Bedeutung der Bakterien, insbesondere der Milchsäurebakterien, die schädliche Keime in Schach halten. Man erkennt, welche Bedeutung sie auch bei Erwachsenen in der Abwehr von Viren und Keimen haben könnten, wären sie nicht durch Antibiotika und ungesunde Ernährung bei den meisten Erwachsenen längst eliminiert und ersetzt durch eine ungesunde Darmflora. Faszinierend: das Fehlen bestimmter Milchsäurebakterien steht in Zusammenhang mit dem nachlassenden Hörvermögen älterer Menschen!

Lactobacillus und Bifido-Bakterien nehmen entscheidenden Einfluss nicht nur auf die Gesundheit des Mikrobioms, sondern auch auf die des Gehirns und steuern nicht zuletzt, ob genügend beruhigende Neurotransmitter wie Serotonin oder GABA (Gamma-Aminobuttersäure) produziert werden. Ein bestimmter Typ des Lactobacillus kann zudem auf die Amygdala, das Angstzentrum des Gehirns, beruhigend einwirken. Diese guten Bakterien lieben ballaststoffreiche Nahrung. Macedonias Empfehlung zu Vollkorn würde ich allerdings nur teilen, wenn sicher ist, dass der Darm undurchlässig ist, also kein Leaky gut vorliegt. Dann nämlich können die eigentlich guten Inhaltsstoffe die Darmwand durchdringen und üble Schäden anrichten.

Gesundheit beginnt im Darm, das ist seit langem bekannt. Viele Mediziner halten den Darm daher für das wichtigste Organ des Körpers. Leicht verständlich und teilweise mit unterhaltsamen Anekdoten über ihr Lieblingsessen als Italienerin beschreibt Manuela Macedonia die zentrale Rolle des Darms und was schlechte Ernährungsgewohnheiten anrichten können, aber auch, wie gesunde, artgerechte Ernährung mit den richtigen Mikronährstoffen und, nicht zu vergessen, das Fasten, bis ins hohe Alter gesundheitsfördernd wirken können.