Psychische Gesundheit und körperliche Voraussetzungen

Bei psychischen Erkrankungen wird meist schnell eine psychische Ursache gefunden. Das Gehirn als Organ wird dabei nicht untersucht, sondern die Psyche. Der Neuropsychiater und Autor des 1998 erstmals veröffentlichten Weltbestsellers „Das glückliche Gehirn“ findet in der Behandlung seiner unter psychischen Erkrankungen leidenden Patienten jedoch meist körperliche Ursachen, die das Gehirn krank machen und als psychische Störung auftreten. Er betrachtet das Gehirn als ein Organ, das wie jedes Andere durch zahlreiche, häufig durch den Lebensstil bedingte, Faktoren erkranken kann.

Ihre Ursachen haben Angststörungen, Depressionen und ADHS nach den Erfahrungen von Dr. Daniel Amen in Kopfverletzungen und Schädel-Hirn-Traumata in früher Kindheit, Umweltgiftstoffen, stillen Entzündungen in Körper und Gehirn, schlechter Durchblutung, mangelhafter Versorgung mit Mikronährstoffen, Infektionen, Übergewicht, aber auch durch starke Belastung mit Elektrosmog. Hormonstörungen, Diabetes und Übergewicht gefährden die Gesundheit des Gehirns ebenso wie schlechter Schlaf, der dann nachts das Gehirn nur ungenügend reinigen kann.

Er geht auch auf das heute fast immer unterschätzte Thema Parasiten ein, das früher von Ärzten als Basis jeder Gesundheitsversorgung galt. Dabei existieren Parasiten als stille Teilhaber an der Nahrung und an wichtigen Mikronährstoffen in den meisten Menschen. Sie belasten das Immunsystem, das damit permanent aktiviert wird. Kommen zusätzliche, das Immunsystem belastende Faktoren hinzu, kann es überaktiv werden und Autoimmunerkrankungen auslösen.

Natürlich spielt die Genetik eine wichtige Rolle, doch sind die genetischen Bausteine nicht mehr als ein Bauplan des Menschen. Zu 99,99% besitzt ein Mensch den gleichen genetischen Code wie alle anderen Menschen. Zudem gleicht unser genetisches Erbe zu 98% den Schimpansen und zu 60% den Genen von Bananen. Was also macht die Unterschiede aus? Was macht den Menschen aus? Was macht einen Menschen im Unterschied zu Anderen krank? Es sind die Proteine, die von den Genen als Baustoffe kodiert werden. Wenn dieser Bauplan kleine Fehler oder defekte Gene enthält, kommt es zu Problemen. Die Wahrscheinlichkeit für psychische Probleme nimmt daher zu, wenn diese bereits in der Familie vorkommen, weil es eine genetische Prädisposition dafür gibt. Die Krankheit tritt dann in Erscheinung, wenn eine ungesunde, also nicht den genetischen Voraussetzungen angepasste Lebensweise die Wahrscheinlichkeit für diese Erkrankung erhöht. Die Kenntnis der eigenen Gene kann dabei äußerst hilfreich sein. Amens Buch enthält eine sehr knappe Einführung in das Thema, mehr Informationen dazu finden Sie unter epigenetikcoaching.de.

Dr. Daniel Amen begann bereits vor vielen Jahren in seiner Arbeit mit Patienten mit Gehirnscans zu arbeiten. Durch Vergleich mit Menschen ohne psychische Erkrankungen konnte er nicht nur die gestörten Gehirnbereiche lokalisieren, sondern entwickelte Strategien für die Behandlung, die sich auch zur Selbstbehandlung eignen. Das Buch mit seinen über 400 Seiten (und vielen wichtigen Quellenverweisen) eignet sich Bestens, um die eigenen Schwachstellen zu lokalisieren, auch ohne Gehirnscan. Amen beschreibt die Risikofaktoren, die zur Erkrankung führen und gibt ausführliche Empfehlungen für deren Vermeidung und die Entwicklung gesunder Gewohnheiten bis hin zu ganz konkreten Vorschlägen für die Ergänzung der Ernährung mit Mikronährstoffen.

Mein Fazit: Seit der Ankündigung der englischsprachigen Ausgabe habe ich mit Spannung auf Daniel Amens neueste Erkenntnisse gewartet. Dieser 400-Seiten-Wälzer hat mich wochenlang begleitet, und ich bin sehr begeistert von seinen konkreten Empfehlungen. Jeder kann Schritt für Schritt und anhand von Patientenbeispielen die Ursachen seiner persönlichen psychischen Probleme feststellen und mit den leicht umsetzbaren Empfehlungen in die Praxis umsetzen. Dieses Buch ist ein absolutes Muss für jeden, dem seine körperliche und geistige Gesundheit wichtig ist.