Histamin – ein Problem des Immunsystems

Histamin ist Allergikern vertraut: es ist die Antwort der Mastzellen, die z.B. auf Pollen mit der vermehrten Ausschüttung von Histamin reagieren. In den letzten Jahren tritt vermehrt die sog. Histamin-Intoleranz auf, bei der Menschen auf das in fast allen Nahrungsmitteln enthaltene Histamin mit Darmproblemen, Herzrasen, Migräne u.a. reagieren. Begrifflich ist die Intoleranz irreführend, denn Histamin ist ein lebensnotwendiger Stoff, der aus der Aminosäure Histidin gebildet wird. Bei der “Histamin-Intoleranz” kann der Körper das beim Verzehr gereifter Produkte wie Käse, Rotwein und fermentierter Lebensmittel ausgeschüttete Histamin nicht schnell genug wieder abbauen. Für die Schulmedizin ist der Fall klar: der enzymatische Prozess der DAO (Diaminooxidase) ist gestört, diese Substanz muss daher eingenommen und histaminhaltige Lebensmittel dauerhaft vermieden werden.

Abgesehen davon, dass das Vermeiden nahezu unmöglich ist, entsteht Histamin auch im Gehirn und wird hier über einen Methylierungsprozess abgebaut, der sich nicht mit der DAO beeinflussen lässt, weil die DAO das Gehirn gar nicht erreichen kann. Ein Verzicht auf Histamin bringt daher bei vielen Menschen kaum positive Effekte, aber sehr viele Einschränkungen.

Kyra und Sascha Kauffmann, beide hoch qualifizierte und herausragende medizinische Therapeuten, weisen in ihrem neuen Buch auf Zusammenhänge hin, die bisher auch unter Ärzten kaum bekannt sind. Nach ihrer Beobachtung haben viele Patienten mit der Diagnose “Histamin-Intoleranz” fast immer mehr als eine chronische Erkrankung. Typischerweise sind es Entzündungsprozesse des Darms oder der Schilddrüse, die zu einer starken Aktivierung des TH 2-Systems, des erworbenen Immunsystems führen. Es handelt sich also um ein systemisches Problem und um stille, als silent inflammation bekannte, Entzündungsprozesse im Körper.

Probleme mit Histamin können auch über die damit verbundenen hormonellen, die endokrinen Systeme, entstehen. So übernehmen die Mastzellen auch Aufgaben der Schilddrüse, wenn diese den Anforderungen nicht mehr gewachsen ist. Aber auch Stress oder Hochsensibilität triggern die Mastzellen ebenso wie Schwermetallbelastungen. Schließlich verstärkt Schlafmangel als Folge der histaminbedingten Schlafstörungen die Probleme und behindert den nächtlichen Abbau des Histamins im Gehirn.

Mittels erfahrungsbasiertem und selbst entwickeltem Fragenkatalog kann die Leserin (meist sind Frauen davon betroffen) herausfinden, wie sie ihren Körper mit Mikronährstoffen unterstützen kann. Auch zur erforderlichen Labordiagnostik als Anforderung an den Arzt geben die Autoren konkrete Informationen.

Fazit: Kyra und Sascha Kauffmann behandeln hier gut lesbar und nachvollziehbar die mit Histamin verbundenen Prozesse. Sie geben ungewöhnlich konkret Empfehlungen, wie sich mit Mikronährstoffen die gestörten Abläufe verbessern lassen. Dabei sind die möglichen Wege auch für Laien gut erläutert, wobei auch den meisten Ärzten die Zusammenhänge kaum bekannt sein dürften. Das Ungewöhnliche an diesen Buch ist die Betrachtung der gesamten komplexen hormonellen Systeme, deren Teile sich wechselseitig beeinflussen. Es ist schlicht hervorragend und für jeden geeignet, der sich dafür interessiert, was in seinem Körper passiert. Kein Wunder, dass dieses Buch bereits kurz nach Erscheinen auf der Themen-Bestsellerliste Gesundheit weit nach oben geklettert ist.