Anti-Aging-Medizin für eine gesunde Langlebigkeit

In einer älter werdenden Bevölkerung ist das Interesse am gesunden Älterwerden naturgemäß groß. Entsprechend investiert die Pharmaindustrie in diesen Bereich, bisher ohne durchschlagenden Erfolg. Stattdessen stellen immer mehr Mediziner Erfolgsfaktoren fest, die jeder selbst beeinflussen kann.

Informationen werden im Körper und vom Gehirn in den Körper, ebenso wie in umgekehrter Richtung, über elektrische Impulse vermittelt. Der zweite Weg ist ein biochemischer, bestimmt von einer Vielzahl enzymatischer Prozesse mit Cofaktoren von Makro- und Mikronährstoffen.

Eine besondere Rolle spielen die Hormone im Körper und die Neurotransmitter im Gehirn. Mit zunehmendem Alter lässt die Produktion der Hormone nach, die für die biologische Reproduktion gebraucht wurden. Die Gründe dafür liegen vermutlich darin, dass ein menschliches Lebewesen über zwei Jahrzehnte Unterstützung in Pflege und Aufwachsen benötigt. Daher hört die Fruchtbarkeit von Frauen in der Lebensmitte auf. Was lange unbekannt war, ist, dass die Geschlechtshormone darüber hinaus wichtige Funktionen für die Gehirngesundheit erfüllen. Sowohl Östrogene als auch Progesteron schützen die Neuronen (Nervenzellen) im Gehirn und ihre synaptischen Verbindungen. Es stellt sich in Anbetracht der gestiegenen Lebenserwartung daher die Frage, ob diese substituiert werden sollten, um das Gehirn vor schnellem Abbau zu bewahren.

Bestsellerautor Prof. Dr. med. Bernd Kleine-Gunk gehört zu den bekanntesten Anti-Aging-Medizinern in Deutschland und vermittelt neben Veröffentlichungen für Mediziner mit diesem Buch dem interessierten Laien Wissenswertes aus seinem Fachbereich.

Stress wird meist negativ bewertet, ist aber im Körper als Signal für Wachstums- und Regenerationsprozesse sehr wichtig. Dazu gehören Fasten, Kälte und körperliche Anstrengung. Zuviel Stress in Form chronischer Belastung hingegen macht sich negativ bemerkbar, weil alle Prozesse wie Wachstum oder Verdauung heruntergefahren werden, um das Überleben zu sichern. Es bedarf daher einer gesunden Balance, für die es zahlreiche Möglichkeiten des Ausgleichs gibt. Über die Stärkung der Seele werden die Fähigkeiten zur Resilienz, der Fähigkeit schwierige Lebensphasen gut zu überstehen, erweitert. Interessant dabei ist, dass auch schlechte Startbedingungen im Leben nicht unbedingt eine Prognose für die Resilienz im späteren Leben zulassen, sofern bestimmte Faktoren erfüllt sind.

Ob und wie weit wir mit unserem Leben zufrieden, ja glücklich, sind, ist vor allem eine Frage der Biochemie mit den wesentlichen Hormonen Serotonin und Dopamin. Dazu gehört eine Ernährung, die das Gehirn schützt, denn mit der Alterung sind Abbauprozesse verbunden wie Oxidation, Inflammation und die Verzuckerung der Eiweiße (Glykation), die man sogar auf der Haut in Form der „Altersflecken“ sehen kann. Eine artgerechte Ernährung, insbesondere mit hochwertigen Fetten und Pflanzenstoffen, schützt daher das Gehirn und verlängert die Lebenszeit, die wir in hoher Lebensqualität verbringen. Das Mikrobiom, die Darmflora, beeinflusst die Gesundheit des Gehirns und ist deshalb von besonderer Bedeutung, weil 80% der Signale vom Mikrobiom zum Gehirn gehen, umgekehrt sind es nur 20%.

Lange Jahre wurde alle Hoffnungen auf die Genetik gesetzt. Man wollte, abgestimmt auf die Gene, Krankheiten heilen. Heute weiß man, dass weniger als 5% der chronischen Erkrankungen tatsächlich direkt durch bestimmte Gene entstehen. Sehr viel größer ist der Einfluss der epigenetischen Prozesse über Faktoren, die die Regulation der Gene beeinflussen. Das sind wiederum hauptsächlich Faktoren der Ernährung. Diese steuern, ob und wie weit Gene angeschaltet werden oder abgeschaltet bleiben.

Für Letzteres sind Prozesse der Methylierung zuständig, die mit dem Alter schlechter funktionieren, weil die dafür benötigten Methylgruppen nicht ausreichend vorhanden sind. Wenn diese aber fehlen, werden Gene anders gesteuert. Z.B. wird beim Gen MAO-A (Monoaminooxidase A) dann das Serotonin schneller abgebaut. Es kann also an seinem Wirkungsort, dem synaptischen Spalt, weniger lange wirken. Wieviel weniger hängt von der Zahl der Genvarianten in der MAO-A ab. Die Folge sind depressive Verstimmungen bis hin zu Depressionen.
Über einfache und mittlerweile auch in Deutschland erhältliche und erschwingliche Tests lässt sich feststellen, an welchen Stellen biochemische Prozesse durch eine Genvariante vermutlich nicht so gut funktionieren wie es „normal“ und wünschenswert wäre. Mit Nahrungsergänzungen lässt sich das sehr einfach ausgleichen.

Fazit: Sehr empfehlenswert für alle, die gerne mit einem gesunden und zufriedenen Gehirn altern wollen und erfahren möchten, wie sie das selbst beeinflussen können. Leicht verständlich, daher für Einsteiger geeignet.